Jeden Spätherbst stellt sich die gleiche Frage: Soll ich meinen Garten aufräumen oder nicht? Die Tipps im Internet gehen in den letzten Jahren eher in die Richtung alles liegen und stehen zu lassen, damit die Artenvielfalt im Garten gefördert wird. Wir sehen das etwas differenzierter und freuen uns auf deine Kommentare.
Die erste Überlegung in Bezug auf die Aufräumarbeiten ist, was du erreichen möchtest bzw. auch, was du brauchst. Wenn du in einer Kleingartensiedlung bist, dann wird es nicht funktionieren, alles stehen und liegen zu lassen und ohne Schnitt und Pflege in den Winter zu gehen. Dort gibt es allermeistens Regeln, die befolgt werden müssen.
Es kann auch sein, dass du es einfach nicht aushältst, wie es im Garten aussieht, wenn du nichts schneidest und aufräumst im Herbst. Jetzt mal ganz ehrlich?
Du bist der erste Nützling in deinem Garten 🙂
Schau dir genau an, was der Sinn der Pflege ist und wo es besser wäre, nichts zu tun und warum. Das wird dir und deinem Garten im selben Ausmaß helfen, wie auch einer stabilen Biodiversität in deinem Umfeld.
Oder geht es dir wie uns, die 2 Jahre lang einen Versuch gemacht haben und auf unserem Pachtgrund einen großen Teil der Wiesenfläche den ganzen Sommer lang gar nicht geschnitten haben und auch so in den Winter haben gehen lassen? Die mannshohen Gräser wurden vom Schnee niedergedrückt und im Frühling sah alles wirklich furchtbar aus – bis das erste Grün gesprießt ist. Da hat dann der Boden alles umgesetzt und die Belohnung war, dass wir seitdem wieder massenhaft Grashüpfer im ganzen Garten haben und die Erde dort natürlich gedüngt wurde. Dieses Phänomen lässt sich auf den Gemüsebeeten wunderbar nutzen, aber auf einer Wiesenfläche? Ist das wirklich sinnvoll für den Artenschutz?
Dieses Jahr schneiden wir dort alles Gras kurz und harken auch die Birkenblätter weg, bevor der Schnee kommt. Warum? Weil der Teil des Grundes anfängt zu verwalden und die Artenvielfalt bei den Blumen und Gräsern merklich abgenommen hat. Auch, wenn es also wieder mehr Tiere bei uns gibt, ist die Biodiversität alles in allem zurückgegangen. Aus diesem Grund nehmen wir dieses Jahr mit dem Schnitt den natürlichen Dünger aus dem System und versuchen so, die Wiese wieder etwas magerer zu bekommen, da Magerwiesen eine deutlich höhere Artenvielfalt bei Pflanzen aufweisen als satte Wiesen.
Du siehst also – es kommt immer darauf an, was du erreichen möchtest. Eine pauschale Aussage zu „Aufräumen im Herbst, oder nicht“ – gibt es nicht. Wir geben dir in diesem Artikel jetzt noch zwei Beispiele, wie wir auf unseren Gemüsebeeten vorgehen.
Auf dem Bild siehst du – mit etwas Phantasie, weil die Blätter schon weg sind – unsere junge Obsthecke zur Straße hin entlang der gespannten Leine und dahinter eines unserer Gemüsebeete. In der linken oberen Ecke steht noch Topinambur und auf den Beeten gibt es zwischen dem Beikraut noch einige Salate, etwas Mangold und Zuckererbsen. Ein bekanntes Bild für dich? Die junge Hecke muss noch nicht geschnitten werden, die Gemüsebeete bleiben so, da kommt nur Mist drauf, wenn die Tagestemperatur nicht mehr über 12 Grad Celsius geht. Die oberste Schicht wird dann im Frühling für die neue Sommersaison vorbereitet.
Ganz anders auf dem folgenden Beet, auf dem wir Gründüngung ausgebracht haben, die jetzt schon richtig schön hoch gewachsen ist.
Dort haben wir jetzt unterschiedliche Möglichkeiten: Die erste ist, die Gründüngung zu belassen und es drauf schneien zu lassen. Wie bei der Wiese erwähnt, wird die Gründüngung dadurch niedergedrückt und verwandelt sich im Frühling zu natürlichem Dünger. Das werden wir hier tun, da wir dieses Beet versuchsweise vor dem Ausbringen der Gründüngung mit Terra Preta gefüllt haben und sehen möchten, was sie bewirkt.
Die zweite Möglichkeit ist, Kuhmist auf die Gründüngung zu geben. Diese drückt sie ebenfalls nieder und du hast dann eine Kombination aus Gründüngung und Kuhdung. Du kannst natürlich auch Pferdemist verwenden, achte bitte nur darauf, dass er nicht durch öftere Wurmkuren stark belastet ist.
Die dritte Möglichkeit ist es, zuerst die Gründüngung bodennah abzuschneiden, liegen zu lassen und dann den Mist aufzubringen (oder es drauf schneien zu lassen). Wir hatten dadurch kein besseres Ergebnis und lassen den Schritt des Umschneidens daher einfach weg.
So kannst du deine Gemüsebeete natürlich düngen und den Boden dort natürlich aufbauen und brauchst gar nichts wegzuräumen. Ein weiterer Vorteil ist, dass du keine Arbeit damit hast, irgendwelche Beikräuter zu entfernen. Diese sterben einfach über den Winter ab und ergeben einen tollen Dünger.
Im übrigen Garten liegt es an dir und deinen Zielen mit deinem Garten, ob du aufräumst oder auch nicht.
Schreib uns gerne wie es dir damit geht und wie du unsere Tipps in deinem Garten umsetzt. Wir freuen uns über deinen Kommentar.